Umwelt und Energie - Header - Link zur Startseite des Landes Niederösterreich

Licht aus!?

 

Gute Beleuchtung, z. B. von Straßen und Gehwegen in der Nacht, sorgt für ein höheres Sicherheitsgefühl bei uns Menschen. Doch zu viel künstliches Licht in der Dunkelheit hat negative Folgen für die Natur und die Gesundheit. Diese sogenannte Lichtverschmutzung bewirkt u. a., dass wir in vielen Regionen nur mehr rund zehn Prozent der Sterne am Nachthimmel beobachten können.

Text: SILVIA OSTERKRON-LEDERER und JUDITH BRAUNISCH

 

Die Technik macht es möglich, dass wir z. B. entlang von Straßen für gute Beleuchtung sorgen können. Diese erhöht unser individuelles Sicherheitsgefühl – den Verkehr betreffend, aber auch in Bezug auf die Angst vor kriminellen Übergriffen. Doch was für uns von Vorteil ist, kann für manche Tiere im schlimmsten Fall sogar tödliche Folgen haben. Bereits in den 1960er Jahren stellten Insektenforscherinnen und -forscher fest, dass die Nachtfalterbestände zurückgehen. Sie vermuteten einen Zusammenhang mit der ansteigenden Zahl an künstlichen Lichtquellen. Denn diese locken die Tiere teils direkt in den Tod. Aber nicht nur Insekten sind betroffen – auch andere Tiergruppen, wie z. B. Fledermäuse, Frösche oder Vögel, leiden unter der Aufhellung des Nachthimmels, die als Lichtverschmutzung oder Lichtsmog bezeichnet wird. 

Lichtverschmutzung ist die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. 

Licht zur falschen Zeit. Auch auf die Fortpflanzung von Tieren kann die künstliche Beleuchtung Einfluss haben. Insekten, wie zum Beispiel viele Nachtfalter, schwirren so lange verwirrt um die künstlichen Lichtquellen, dass sie dabei auf Nahrungsaufnahme und Paarung „vergessen“. Schließlich sterben sie erschöpft, ohne sich fortgepflanzt zu haben. Frösche sind ebenfalls betroffen, denn sie hören mit ihren Paarungsrufen auf, wenn sich z. B. am benachbarten Sportplatz die Flutlichtanlage einschaltet. So können die Männchen die paarungsbereiten Weibchen nicht anlocken. Belegt ist ebenfalls, dass Frösche bei sehr grellem Licht sogar kurzzeitig erblinden können bzw. die Orientierung verlieren. Weibliche Glühwürmchen erreichen mit ihren Lichtsignalen Männchen, die bis zu 45 m entfernt sein können. Wenn aber künstliche Lichtquellen stören, wird diese Reichweite stark eingeschränkt. Bei Meeresschildkröten ist der negative Einfluss ebenfalls bereits dokumentiert: Der am Strand gerade frisch geschlüpfte Nachwuchs wird vom Licht verwirrt und findet häufig nicht direkt zum überlebenssichernden Wasser. Durch diese Umwege steigt für die Tiere die Gefahr, als Beute von Raubtieren zu enden. Zugvögel werden von beleuchteten Hochhäusern und ähnlichen Strukturen angezogen und kollidieren dann mit den Glasfassaden. Fledermäuse hingegen meiden Ein- und Ausflugöffnungen von Gebäuden, wenn diese angestrahlt werden, oder fliegen erst später zur Jagd aus. Pflanzen werden durch künstliche Beleuchtung angeregt, ihre Blätter im Herbst länger zu behalten, und manche Vögel verlängern bei andauernder Helligkeit ihre Brutzeiten. Tiere und Pflanzen werden also von künstlichen Lichtquellen hinsichtlich Orientierung, Ernährung, Kommunikation, Fortpflanzung aber auch Wanderungen beeinflusst. 

 
Lichtinstallation simuliert Black-Out

Das Projekt „Naturnachtgebiet“ wurde in NÖ ins Leben gerufen. Ziel dabei ist, das größte zusammenhängende Naturnachtgebiet der Ostalpen zu schaffen.

 

Sternzeit? Auch für (Hobby-)Astronominnen und Astronomen sind die künstlichen Lichtquellen problematisch. In der Nähe von dichtbesiedelten Gebieten lassen sich nur mehr rund zehn Prozent aller Sterne beobachten. Milchstraße, Sternschnuppen und Kometen kann man nur noch fernab von großen, beleuchteten Städten sehen. Einen richtig dunklen Nachthimmel mit seiner gesamten Sternenpracht kennen manche Menschen eigentlich gar nicht. Allein die Stadt Wien strahlt – obwohl das Engagement der Stadt bzgl. Vermeidung von Lichtsmog sehr groß ist – nachts zwei Megawatt an Licht-Leistung in den Weltraum ab. Unter dem Verlust der Dunkelheit leiden die astronomischen Beobachtungen und damit die Forschung. Sternwarten wie Greenwich in London, das Planetarium in Wien und sogar der berühmte Fünf-Meter-Spiegel des Mount Palomar Observatoriums in Kalifornien werden dadurch massiv beeinträchtigt. 

 

Ausgeschlafen? Viele Menschen kämpfen ebenfalls mit den Auswirkungen der zunehmenden Lichtverschmutzung, wenn ihr Tag-Nacht-Rhythmus, und somit die biologische innere Uhr, gestört werden. Denn zu viel künstliches Licht, das in den Abend- und Nachtstunden auf den Menschen einwirkt, beeinflusst die Ausschüttung von Melatonin im Gehirn. Dieses Hormon entsteht – gesteuert durch das Licht – in der Zirbeldrüse. Vereinfacht gesagt, wird bei Helligkeit die Produktion unterdrückt und bei Dunkelheit die Ausschüttung angeregt. Zu wenig von diesem stresshemmenden Hormon, das das Ein- und Durchschlafen fördert, kann Schlafstörungen und in weiterer Folge gesundheitliche Schäden zur Folge haben. 

Es gilt Erforderlichkeit und Zweckmäßigkeit der Beleuchtung zu überprüfen und den neuesten Stand der Technik einzusetzen. 

Unnötig hoher Energieverbrauch? Es gibt unterschiedliche Quellen, die zur Lichtverschmutzung beitragen. Dazu zählen die Straßenbeleuchtung, Licht in Schaufenstern und zu Werbezwecken, Effektbeleuchtung – z. B. von Kultureinrichtungen oder Denkmälern, Licht von Sport- und Freizeiteinrichtungen und auch die Beleuchtung im privaten Umfeld. In vielen dieser Bereiche gibt es auch Energieeinsparungspotenzial. Generell gilt: Erforderlichkeit und Zweckmäßigkeit der Beleuchtung überprüfen und immer den neuesten Stand der Technik einsetzen – außerdem sollte sie sich an ökologischen, wie an medizinischen Kriterien orientieren. Schon heute tragen viele Gemeinden und Städte zur Energieeinsparung und zur Reduktion der Lichtverschmutzung bei, indem sie moderne Straßenbeleuchtung mit LEDs bzw. Full-cut-off-Leuchten (nach unten strahlende Leuchten), Nachtabsenkung bzw. dimmbare Systeme einsetzen. Am Thema interessierte Städte und Gemeinden können sich für mehr Informationen an das Umwelt-Gemeinde-Service NÖ wenden.  

Naturnacht-Schutzgebiet. Der Sternenpark-Naturpark Attersee-Traunsee im Salzkammergut ist ein Licht- und Landschaftsschutzgebiet, in dem die natürliche Nachtlandschaft als Schutzgut betrachtet und vor Lichtsmog geschützt wird. Auch in NÖ will man dem Nachthimmel den Stellwert geben, den er verdient hat. Dazu haben die Nationalparke Kalkalpen und Gesäuse, das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal sowie die Naturparke Steirische Eisenwurzen, NÖ Eisenwurzen und Ötscher-Tormäuer das Projekt „Naturnachtgebiet“ ins Leben gerufen. In dessen Rahmen sollen Messungen zur Qualität des Nachthimmels durchgeführt und geeignete Kategorien von Naturnachtgebieten entwickelt werden. Ziel ist es, das größte zusammenhängende Naturnachtgebiet der Ostalpen zu schaffen.

 
Sujez Mein Umweltbeitrag


Was kann ich als Privatperson tun?

Jede/r Einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, z. B. im Garten und am Haus auf Dauerbeleuchtung verzichten. Nur wo es aus Sicherheitsgründen unbedingt notwendig ist, wie zum Beispiel im Eingangsbereich, sollte man Beleuchtung mit geringer Intensität in Kombination mit Bewegungsmeldern nutzen. Im Außenbereich eingesetzte Leuchten sollten immer nach unten strahlen. Bei den verwendeten Leuchtmitteln sind Produkte mit warmweißem Licht (2.200 – 2.700 Kelvin), niedrigem UV-Anteil und einer Oberflächentemperatur unter 60 °C zu bevorzugen. Generell sollte man Sträucher, Hecken und Bäume nicht anstrahlen, denn sie sind Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel. Wenn Sie sich für Outdoor-Weihnachtsbeleuchtung entscheiden, schalten Sie diese am besten nachts ab bzw. verwenden Sie eine Zeitschaltuhr. Das tut der Natur gut und entlastet auch bei der Stromrechnung.

 

---------------------------------

DIin Judith Braunisch, Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Umwelt- und Energiewirtschaft


www.naturland-noe.at

www.wir-leben-nachhaltig.at

www.naturparke-noe.at

www.sternenpark.at

www.umweltgemeinde.at
-
-
Das Magazin als Download

 

© 2023 Amt der NÖ Landesregierung

 

                         Media & Daten