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Tierisch gut
Energie sparen

 

Die Mechanismen und Strategien der Tiere, um mit der eigenen Energie hauszuhalten, sind faszinierend. Zu den tierischen Energiespartricks zählen Langstreckenflüge, Winterspeck anfuttern, Vorratshaltung, spezielle Ruhe- bzw. Schlafgewohnheiten und vieles mehr. So überlebt die Tierwelt kräftezehrende Winter. 

Text: SILVIA OSTERKRON-LEDERER

 

Wenn die Tage kürzer werden, beginnt für viele Vögel eine lange Reise. Um der klirrenden Kälte und dem Nahrungsmangel zu entkommen, legen manche von ihnen Rekordflüge zurück. Viele Vogelarten, wie zum Beispiel Storch und Star, ziehen von den europäischen Brutgebieten in afrikanische Winterquartiere und legen dabei beeindruckende Streckenlängen zurück. Der Weißstorch etwa zählt zu den tierischen Extremsportlern, denn er bewältigt zwei Mal pro Jahr rund 13.000 Kilometer. Um dabei Energie zu sparen, nutzt er die Thermik und segelt so oft es geht. Aber trotz dieses kleinen Tricks ist die Wanderung mit einem besonders hohen Energieverbrauch verbunden, also der Verbrennung von Fett, um den „Flugbetrieb“ zu gewährleisten. 

Braunes Fett ist ein Gewebe, das ausschließlich Wärme produziert – eine Art Wärmedrüse. 

Hiergeblieben! Zugvögel weichen durch ihre Rekordwanderungen den ungünstigen Bedingungen in ihren Brutgebieten aus. Kleinvögel, die den Winter hier verbringen, haben ein sehr gut isolierendes Gefieder, das effektiv vor Wärmeverlusten schützt. Meisen sind zum Beispiel besonders winterfest. Wer möchte, kann die Tiere mit Futter unterstützen, vor allem fettreiches wie Meisenknödel wird gerne angenommen. Wasservögel haben auch eine interessante Energiestrategie: So verfügen Enten über eine Art Wärmetauscher in den Beinen. Trotz einer Körpertemperatur von rund 40 Grad können sie über gefrorenes Wasser gehen, ohne das Eis zum Schmelzen zu bringen. Das warme arterielle Blut versorgt die Füße der Ente mit Nährstoffen und Sauerstoff und wird durch den „Wärmetauscher“ stark abgekühlt, damit es kalt in den Beinen ankommt. Das warme Blut aus dem Körper fließt über die Arterien zu den Beinen. Dort kommt es an den Venen vorbei, die das kalte Blut aus den Beinen wieder in Richtung Körper transportieren. Durch den Wärmetauscher wird das kalte venöse Blut erwärmt und das arterielle Blut abgekühlt. Das ist der Grund warum die Ente kaum Körperwärme verliert und nicht durch das Eis bricht.

 
Vor dem Winter so viel Futter wie möglich finden und fressen gilt für alle Tiere.

Vor dem Winter so viel Futter wie möglich finden und fressen gilt für alle Tiere.

 

Energiesparmodus ein. Doch es gibt noch weitere bemerkenswerte Strategien, um die kalten Winter zu überstehen: Fledermäuse reagieren dank einer inneren Uhr auf die kürzere Tageslänge. Sie lagern im Spätsommer vermehrt Fett ein, dabei legen sie rund 25 % an Körpergewicht zu. Sobald sich die Müdigkeit breit macht, suchen sie vor Frost schützende Verstecke, wie Baum- oder Felshöhlen, Kirchtürme oder Dachböden. Dort hängen sie kopfüber in ihre Flughäute gehüllt und verschlafen den Winter. Die Lebensfunktionen von Tieren im Winterschlaf, wie Siebenschläfer, Hamster und Alpenmurmeltier, werden in einen Sparmodus geschalten. Körpertemperatur, Herzschlag und andere Funktionen werden dramatisch abgesenkt. Es handelt sich aber trotzdem nicht um einen monatelangen Dauertiefschlaf. Wochenlange Ruhephasen wechseln sich immer wieder mit kurzen Wachphasen ab. Fledermäuse haben zudem eine Art Not-Thermostat: Wenn die Schlaftemperatur abfällt, heizen die Tiere nach, immer auf Kosten ihrer begrenzen Fettreserven. 

 

Ganz schön pfiffig. Zu den „extremen“ Winterschläfern in der heimischen Tierwelt zählt auch das Murmeltier, das sich in eine mit Gras ausgekleidete, unterirdische Höhle zurückzieht und dort etwa ein halbes Jahr verschläft. Auch das Murmeltier füllt sein Fettdepot um rund ein Fünftel des Körpergewichts ordentlich auf. Die meiste Energie braucht die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, und diese wird reduziert. Das Murmeltier kühlt also aus, ist völlig steif und die Herzschlagfrequenz, die im Sommer zwischen 80 und 140 Schlägen pro Minute liegt, reduziert sich auf vier bis sechs pro Minute. Während der Schlafenszeit verbraucht das Murmeltier rund ein Drittel bis die Hälfte seines Gewichts. Wenn wir Menschen frieren und unsere Körpertemperatur absinkt, zittern unsere Muskeln, um unter erheblichem Energieverbrauch Wärme zu erzeugen. Säugetiere haben hier eine effizientere Strategie: Sie verfügen über sogenanntes „braunes Fett“, ein Gewebe, das ausschließlich Wärme produziert. Es ist eine Art Wärmedrüse. Auch der Siebenschläfer kann im Winterschlaf den Energieverbrauch auf ein Hundertstel des Wertes im Sommer reduzieren und im Falle von mangelhaftem Nahrungsangebot bis zu 1,5 Jahre schlafen. Dank ihrer inneren Uhr merken die schlafenden Tiere, dass der Winter vorüber und es Zeit ist, wieder aktiv zu werden. Wenn sie aufwachen, erwärmt das „braune Fett“, das meist wie eine Wärmeweste zwischen den Schulterblättern und um den Brustkorb liegt, die Organe.  

Amphibien fallen in eine Kältestarre und werden von der Sonne aufgetaut.  

Bitte nicht stören! In unseren heimischen Gärten wird ebenfalls viel geschlafen, denn auch der Igel begibt sich zwischen November und April in den Winterschlaf. Gerne nimmt er Laub- oder Reisighaufen, Holzstapel oder andere frostfreie Verstecke dafür an. Auch er fährt seine Stoffwechselvorgänge auf ein bis zwei Prozent des normalen Grundumsatzes herunter. Doch wenn er gestört wird oder die Körpertemperatur unter null Grad sinkt, kann auch er eine innere Wärmepumpe als „Notheizung“ aktivieren. Das kostet allerdings viel Energie und Reserven. Wenn sich die Tiere im Herbst keine ausreichenden Fettreserven anfressen konnten, laufen sie Gefahr die kalte Jahreszeit nicht zu überleben.  

Starr vor Schreck? Unsere heimischen Reptilien und Amphibien, wie Schlangen, Eidechsen, Frösche und Kröten, haben eine etwas andere Strategie entwickelt: Sie fallen in eine Kältestarre. Dabei passt sich die Körpertemperatur fast komplett jener der Umgebung an. Amphibien, die auf dem Grund von Gewässern überwintern, haben meist eine Körpertemperatur von knapp über dem Gefrierpunkt. Sie haben ihren Wärmehaushalt nicht mehr selbst unter Kontrolle, sondern müssen darauf warten, dass die Sonne sie im Frühjahr wieder wachküsst.  

Versiegelung und gute Verstecke. Eichhörnchen legen im Herbst Futterdepots an und halten ebenso wie Dachse und Biber Winterruhe. Das heißt, sie verlassen ihre Nester, Höhlen und Bauten hin und wieder, um auf Nahrungssuche zu gehen. Bei der Winterruhe fällt die Körpertemperatur lediglich leicht ab, was den wichtigsten Unterschied zum Winterschlaf ausmacht. Eichhörnchen legen sich Vorräte an und vergraben gerne Nüsse, die sie dann in der kalten Jahreszeit verzehren können, wenn sie ihren Kobel kurz mal verlassen. Auch andere Säugetiere, wie Hirsche, Rehe, Gämsen und Co können in Zeiten wo weniger Nahrung zur Verfügung steht, ihren Energiebedarf absenken. Sie reduzieren dazu Atemfrequenz und Körpertemperatur. In diesem „Wintermodus“ bewegen sie sich viel weniger. Störungen durch den Menschen und Flucht sind dann ein großes Problem, weil unnötig Energiereserven aufgebraucht werden.  

Störungen im Winter brauchen Energie und sind gefährlich, da die Tiere auf ihre Fettreserven angewiesen sind.  

Extreme Exoten. Auch unter den exotischen Tieren gibt es beeindruckende Rekordhalter. Das Faultier schläft fast den ganzen Tag und kann seine eigene Körpertemperatur auf 24 °C absenken, muss nur einmal pro Woche auf die Toilette und ist überhaupt sehr langsam, wodurch sogar Algen auf dem Fell wachsen, die dann gemütlich verzehrt werden. Auch der kleinste Vogel der Welt ist ein Energiesparexperte: Der Hummel-Kolibri lebt in Kuba und schafft es, seine Körperfunktionen in der Nacht um ganze 90 Prozent herunterzufahren.

 
Sujet Mein Umwelt Beitrag


Tipps zum Vögelfüttern im Winter:

  • Um die Übertragung von Krankheiten zu minimieren, verwenden Sie am besten Futtersilos.
  • Der Futterplatz sollte für Katzen unerreichbar sein.
  • Frisches, aufgeschnittenes Obst wird gerne als Snack angenommen.
  • Die im Handel erhältlichen Futtermischungen sind auf heimische Weichfutterfresser bzw. Körnerfresser abgestimmt.
  • Meisenknödel sollten möglichst nicht in Plastiknetze verpackt sein, da sich Vögel darin verheddern können.
  • Bitte kein Brot oder gewürzte Speisereste an die Vögel verfüttern.
  • Amseln freuen sich über Rosinen, Hafer- und Weizenflocken. Meisen lieben Fettfut-ter wie Meisenknödel und -ringe, Nüsse oder Sonnenblumenkerne.
  • Rotkehlchen bevorzugen Nüsse, Getreideflocken und spezielles Futter für Insektenfresser.
  • Zaunkönig, Star und Drossel futtern gerne Beeren, Samen und Haferflocken.
  • Tipp: Man kann z. B. auch einen Futterzapfen selbst basten – die Anleitung dazu finden Sie unter wir-leben-nachhaltig.at.
 

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