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 Klimafit dank Sanierung

 

Das Eigenheim ist in die Jahre gekommen, die Lebensqualität im Sommer aufgrund zu hoher Temperaturen im Innenraum beeinträchtigt, die Heizkosten im Winter sind überbordend. Es wird Zeit etwas zu tun – so viel steht fest! Aber was? Womit beginnen? Wie geht man eine Sanierung am besten an? Hier wissen die Expertinnen und Experten der Energieberatung NÖ Bescheid und haben aus dem Nähkästchen geplaudert. 

Text: SILVIA OSTERKORN-LEDERER, BERNHARD SANDLER und CHRISTOPH STEINBERGER

 

Gleich mal vorweg. Aktuell gibt es eine erfreulich hohe Zahl an Heizungsmodernisierungen – viele Menschen möchten sich von Heizungen mit fossilen Energieträgern verabschieden. Eine sehr positive Entwicklung! Zudem empfiehlt die Energieberatung NÖ eine vorherige thermische Sanierung (Dämmung, Fenstertausch ...) ins Auge zu fassen. Denn danach kann die Heizung kleiner dimensioniert und somit kostengünstiger installiert bzw. betrieben werden. Am besten ist, hier gleich im Sinne einer zukunftsorientierten Planung ein Gesamtsanierungskonzept erstellen zu lassen, denn so können prioritäre Maßnahmen definiert werden, die späteren Arbeitsschritten nicht im Wege stehen. Als erster Schritt ist die Inanspruchnahme einer Vor-Ort-Energieberatung empfohlen. So erhalten Sie kompetente Unterstützung – firmenunabhängig und produktneutral. Denn auch einfachere, kleinere Sanierungsmaßnahmen sind bereits effektiv und wichtig. So kann bspw. die relativ einfach umzusetzende Dämmung der oberen Geschossdecke bis zu 20 – 30 % Energieersparnis bringen. Es muss nicht sofort eine umfangeiche Gesamtsanierung durchgeführt werden. Häufig sind auch die finanziellen Ressourcen nicht vorhanden und eine schrittweise Vorgangsweise ist durch das Gesamtsanierungskonzept gut planbar.  

Beurteilung Ist-Stand. Um geeignete Maßnahmen empfehlen zu können, wird zuerst der Ist-Stand des Gebäudes erhoben. Geklärt wird, ob es beispielsweise Probleme mit Feuchtigkeit gibt – also ob Feuchtigkeit in Bauteile eindringt, Schimmel zu finden ist und ob offensichtliche Baumängel vorliegen. Bei der energietechnischen Analyse werden der Wärmeschutz betrachtet und eventuelle Wärmebrücken identifiziert. Auch die Haustechnik, also z. B. Heizung und Warmwasseraufbereitung, werden beurteilt. 

 
Eine Energieberatung und ein Gesamtsanierungskonzept helfen dabei das Zuhause Schritt für Schritt zukunftsfit zu machen.

Eine Energieberatung und ein Gesamtsanierungskonzept helfen dabei das Zuhause Schritt für Schritt zukunftsfit zu machen.

 

Wer sich für Sanierungsmaßnahmen entscheidet, kann hohe Energiekosten vermeiden. 

Typenschein fürs Gebäude. Um das Zuhause klimafit zu machen, gibt es planerische Hilfsmittel, wie etwa den klimaaktiv Gebäudestandard, in dem alle relevanten Kriterien für ein ökologisches Gebäude erfasst sind und mittels Punktesystem bewertet werden. Wer sich für eine Sanierung nach diesem Standard entscheidet, geht also sicher, dass das sanierte Gebäude auf dem neuesten Stand der Technik ist und künftig hoher Wohnkomfort und niedrige Betriebskosten zu erwarten sind. Auch der Energieausweis ist ein hilfreiches Planungsinstrument – er gibt Auskunft über die thermische Qualität des Gebäudes: Er zeigt den Gesamtenergiebedarf und weist auch den Heizwärmebedarf aus. Ziel einer Sanierung sollte sein, dass das Gebäude mindestens für die nächsten ­20 – 30 Jahre „fit“ ist. 

 

Aus dem Beratungsalltag. Familie H. besitzt ein Einfamilienhaus, das 1979 gebaut wurde, eine Energiekennzahl von 159 kWh/m2a und eine Heizlast von 18 kW aufweist, also der Energieklasse E entspricht. Warmwasser und Heizung erfolgen mittels Gasheizung, außerdem gibt es leichte Schimmelprobleme im Keller. Die konsultierte Energieberaterin rät nach einem Gespräch vor Ort zu folgendem Vorgehen: Der erste Schritt sollte unbedingt eine thermische Sanierung sein: Dachboden und Außenwände sollten gedämmt und die Fenster getauscht werden. Das Feuchtigkeitsproblem im Keller muss beseitigt und erneutes Auftreten durch richtiges Lüftungsverhalten vermieden werden. Die Kellerdecke sollte von unten gedämmt werden. Nach diesen Arbeiten würde die Beraterin, in einem zweiten Schritt, den Umstieg vom aktuellen Gaskessel auf eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung empfehlen und zusätzlich noch eine thermische Solaranlage mit Pufferspeicher und/oder eine Photovoltaikanlage am Dach vorschlagen. Eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung könnte auch bei geschlossenen Fenstern für frische Luft sorgen. Werden all diese Vorschläge umgesetzt, können laut Berechnungen bis zu  80 % Energie eingespart werden und die Energieklasse würde sich auf B verbessern.  

Beim Fenstertausch gilt es unbedingt auf einen fachgerechten Einbau nach ÖNORM B5320 zu achten. 

Der Fenstertausch. Bei der Qualität der Fenster hat sich in den vergangenen Jahren viel verbessert, beim Tausch ist vor allem der fachgerechte Einbau nach ÖNORM B5320 wichtig, denn das garantiert die Luftdichtheit. Beim Kauf sollte unbedingt auf Langlebigkeit, beste Dämmwirkung und Einbruchsicherheit sowie optimale Glaseigenschaften geachtet werden. Anzustreben ist ein Energiedurchlassgrad (g-Wert) von mind. 0,55 bei Dreischeibenverglasung, da man so im Winter die Solarenergie gut nutzen kann. Gegen sommerliche Überwärmung wirkt außenliegender Sonnenschutz wie Rollläden oder Außenjalousien am besten. 

Dämmen: Gegen Kälte und Hitze. Familie L. fragt bei der Energieberatung NÖ um Rat an, da Renovierungsarbeiten an der Fassade des aus 1990 stammenden Einfamilienhauses geplant sind. Der Einreichplan zeigt, dass an den Außenwänden zwar eine Dämmung angebracht ist, die Dämmstärke entsprechend dem damaligen Baustandard jedoch nicht optimal ist. Wenn nun aufgrund der Fassadenrenovierung ohnehin Malerarbeiten anstehen, sollte das Gerüst gleich auch für eine Erneuerung der Dämmung genützt werden. Die Energieberatung rät: Am besten auch die Fenster gleich tauschen, um einen wärmebrückenfreien Einbau zu gewährleisten. Diese Arbeiten sollten möglichst gleichzeitig ausgeführt werden. Eine gute Dämmung sorgt nicht nur für geringere Heizkosten, weil sie die Kälte nicht ins Haus lässt, sondern ist auch im Sommer ein Segen, da auch die Hitze nicht so schnell in den Innenraum gelangt. Herr L. hat bereits damit begonnen Kostenvoranschläge einzuholen. 

Nutzen Sie die aktuellen Förderungen für Sanierungen und Heizungstausch! 

Dacharbeiten und Stromproduktion. Familie O. möchte gerne eine Photovoltaikanlage installieren und die aktuelle Förderung in Anspruch nehmen. Dabei soll auch gleich die oberste Geschossdecke gedämmt werden. Der konsultierte Energieberater erklärt, dass eine Dämmung der obersten Geschossdecke dann sinnvoll ist, wenn der aktuell verbaute Dämmstoff geringer als 24 cm ist – anstreben sollte man nämlich einen Dämmwert (U-Wert) kleiner 0,12 W/m2K, das entspricht etwa 30 – 35 cm. Im Fall der Familie O. rät der Energieberater: „Bei den Arbeiten gilt es vor allem auf die Brandschutzhinweise des Rauchfangkehrers zu achten und bei einer Kombination mit Holz auf eine feuchtevariable Dampfbremse und einen diffusionsoffenen Dämmstoff zu setzen.“ Bei Dacharbeiten sollte man de facto immer alle Vorkehrungen für eine PV-Anlage treffen, also Leerverrohrung verlegen und Dachhaken mit eindecken, auch wenn die Anlage vielleicht noch nicht sofort montiert wird. Auch sogenannte Balkonkraftwerke sind eine Empfehlung, um die Energiekosten zu verringern.  

Raus aus Öl. Familie R. möchte die im Haus befindliche Ölheizung austauschen. Frau R. erklärt: „Eigentlich wollten wir uns eine Außenluftwärmepumpe anschaffen – und wir sind sehr froh, dass wir zuerst die Energieberatung NÖ konsultiert haben, denn sonst hätten wir uns im Nachhinein über hohe Stromkosten geärgert. Nun wird es eine Pelletsheizung werden.“ Da es sich in diesem Fall um einen unsanierten Altbau aus den 70er Jahren handelt, rät die Energieberatung zu folgendem Vorgehen: Ohne eine thermische Sanierung wäre die Effizienz der Luftwärmepumpe gering und die Stromkosten würden in die Höhe getrieben, außerdem verfügt das Haus nicht über eine Flächenheizung (weder Wand-, Decken- noch Fußbodenheizung), die für die geringere Vorlauftemperatur von max. 40 °C optimal ist. Laut dem Energieberater kann man für jedes zusätzliche Grad Celsius Vorlauftemperatur mit 2 – 4 % höherem Stromverbrauch rechnen – das wäre also ohne vorherige Sanierung nicht effizient. Im Normalfall gilt als logischer Nachfolger einer Ölheizung die Pelletsheizung, da die notwendigen Platzverhältnisse für die Lagerung und die Zufahrtsmöglichkeiten zumeist gegeben sind.  

Lassen Sie sich beraten! Generell lässt sich sagen, dass es seitens der Energieberatung NÖ zwar einige pauschal zutreffende Aussagen und Empfehlungen gibt, diese aber eine individuelle Beratung meist nicht ersetzen können. Also, wenn auch Sie sich dafür entscheiden, Ihr Zuhause klimafit zu machen, holen Sie sich die Unterstützung der Expertinnen/Experten. Diese wissen im Übrigen auch über die aktuelle Fördersituation bestens Bescheid.

 

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