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NÖ Naturschutzpreise 2022 vergeben

 

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurden am 30. Juni 2022 im Museum Niederösterreich die Josef Schöffel-Förderungspreise vergeben. Die vom Land NÖ verliehenen Preise zeichnen hervorragende Verdienste um den Schutz der heimischen Natur aus. Die Förderpreise ergingen heuer an zehn NÖ Gemeinden bzw. von Gemeinden getragene Initiativen. Einen Sonderpreis gab es für das „Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken“.

Text: Silvia Osterkorn-Lederer

 

Das Land Niederösterreich stiftet alle drei Jahre zehn Förderpreise, die im Sinne des vorbildhaften Wirkens von Josef Schöffel vergeben werden, der im Jahr 1870 die Abholzung des Wienerwaldes verhindert und die Bevölkerung für das Thema Naturschutz sensibilisiert hat. Die Preise ergehen demnach an Personen oder – im heurigen Fall – an Gemeinden und Initiativen, die durch hervorragende Leistungen zum Schutz der heimischen Natur oder zur Vertiefung des Verständnisses der Bevölkerung für die heimische Natur einschließlich deren Erholungswertes beitragen. Die zehn Preise wurden zu Sommerbeginn bei einem Festakt von LH-Stv. Stephan Pernkopf vergeben. 

Gemeinsam. „Im Naturland Niederösterreich schützen wir, was wir lieben. So wurden in den letzten Jahren bereits mehr als 200 Millionen Euro in Renaturierungsprojekte investiert, um die Naturschätze unserer Heimat zu bewahren und den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Der NÖ Naturschutzpreis ist eine Wertschätzung jener Gemeinden, die für unser Land verlässliche Partner im Naturschutz sind. Wir möchten damit auch andere einladen, das Naturland NÖ noch reicher und vielfältiger zu gestalten“, so Pernkopf. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für viele der Naturschutzprojekte ist das gute Zusammenwirken von Gemeinden, EntscheidungsträgerInnen, engagierten BürgerInnen, GrundeigentümerInnen und BewirtschafterInnen.  

Fachjury am Werk. Die Auswahl der zehn besten Projekte und Initiativen oblag einer Jury aus Fachexpertinnen und -experten unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. Bernd Lötsch. Vergeben wurden neun Geldpreise zu je 1.600 Euro sowie ein Sonderpreis zu 2.500 Euro. Mit dem Sonderpreis werden gemeindeübergreifende Naturschutzaktivitäten gewürdigt, die gemeinsam mit anderen Gemeinden oder Partnern auf (klein-)regionaler Ebene Wirkung entfalten. 

 
Collage: Die Preisträger; Narzissenwiese; Kiebitz; Wacholder

Die Preisträger mit LR Pernkopf © NLK; Narzissenwiese Hollenstein © David Bock; Vogelschutz in Himberg (Kiebitz) © CreativeNature_nl - iStockphoto.com; Wacholder im Naturpark Leiser Berge © M. Denner

 

Sonderpreis für das „Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken“. 

Sonderpreisträger. Über den Sonderpreis darf sich das Projekt „Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken“ freuen. Die Region Thermenlinie-Wiener Becken beherbergt eine herausragende biologische Vielfalt. Als Teil des Netzwerk Natur bekennen sich 22 Gemeinden zur gemeinsamen, langfristigen Sicherung wertvoller Natur-Hotspots. Im Zentrum der Aktivitäten stehen die Erhaltung und Wiederherstellung ökologisch wertvoller Lebensräume sowie die Vernetzung von Trittstein-Flächen, eine umfassende Einbindung der Bevölkerung sowie Naturbildung für alle Generationen. Getragen wird das Projekt vom Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wiener Becken mit Obfrau Mag.a Dr.in Irene Drozdowski. Es konnten in den letzten dreieinhalb Jahren gezielte Naturschutzmaßnahmen auf insgesamt 102 Hektar wertvollster Naturflächen umgesetzt werden. Die Gemeinden Baden, Bad Fischau-Brunn, Bad-Vöslau, Brunn am Gebirge, Ebreichsdorf, Enzesfeld-Lindabrunn, Gumpoldskirchen, Kal­tenleutgeben, Leobersdorf, Matzendorf-Hölles, Moosbrunn, Oberwaltersdorf, Perchtoldsdorf, Pfaffstätten, Reisenberg, Tattendorf, Traiskirchen, Wiener Neudorf und Winzendorf sind aktive Projektpartnerinnen im Netzwerk. 

 

Blumen über Blumen. Das Leaderprojekt „Narzissen- und Orchideenwiesen im Ybbstal“ wurde von der Gemeinde Hollenstein a. d. Ybbs eingereicht und von der Jury als einer der Preisträger ausgewählt. Die Narzissenwiesen im Ybbstal gehören zu den artenreichsten Wiesenstandorten in Niederösterreich. Aufgrund von Nutzungsumwandlung und -aufgabe kommt es hier zu Arten- und Lebensraumschwund. Durch bewusstseinsbildende Maßnahmen und die Möglichkeiten des Vertragsnaturschutzes soll der Erhalt dieser hochwertigen Wiesenflächen nun sichergestellt werden. Die gute Zusammenarbeit wird getragen von den Ybbstaler Gemeinden Hollenstein, Opponitz, Lunz am See, Göstling an der Ybbs sowie der LEADER-Region Eisenstraße Niederösterreich und der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ.  

Vogelschutz in Himberg. Angeregt durch das private Engagement des Biologen und Lehrers Mag. Erich Kucs startete die Gemeinde Himberg neue Maßnahmen zur Stützung bedrohter Vogelarten wie Eisvogel, Kiebitz und Rohrweihe im Natura 2000-Gebiet „Feuchte Ebene-Leitha-Auen“. In Zusammenarbeit mit BirdLife wurden konkrete Schutzaktivitäten für Kiebitz und Eisvogel erarbeitet. Nach der Sichtung von Kiebitzbrutpaaren hat man u. a. durch gezielte Information der LandwirtInnen Schutzmaßnahmen für die Gelege der Vögel ergriffen. Zudem wurde verstärkt Bewusstseinsarbeit in der Bevölkerung und den örtlichen Schulen geleistet. Die zahlreichen Aktivitäten der Umweltgruppe Himberg überzeugten die Fachjury.  

Naturschutz am Waschberg. Der Waschberg im Gemeindegebiet von Leitzersdorf ist Teil des Europaschutzgebietes „Weinviertler Klippenzone“. Insbesondere im Gipfelbereich sind großflächig naturnahe Kalk-Halbtrockenrasen und deren Verbuschungsstadien ausgebildet. Da eine landwirtschaftliche Nutzung der mehrere Hektar großen Offenflächen seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben ist, kommt es zu fortschreitender Verbuschung und Verbrachung und damit zum Verlust des besonderen Lebensraums. Daher ist eine Wiederaufnahme der Pflege bzw. Bewirtschaftung erforderlich. Schon seit 2019 setzt die Gemeinde Leitzersdorf darauf, die Biodiversität am Gemeindegebiet u. a. durch Pflegemaßnahmen zu erhalten und durch das Anlegen von Bienenweiden und Blumenwiesen zu fördern. (Siehe Seite 34/35)  

Wachholder-Schutz. Im Naturpark Leiser Berge existieren die größten noch erhaltenen Wacholderbestände Österreichs. Aufgrund der mäßigen Eignung für Ackerbau entwickelten sich vor allem auf dem gesamten Höhenrücken des Buschberges ausgedehnte, steppenartige Landschaften mit weideresistenten Gehölzen wie dem Wacholder. Mit Aufgabe der Beweidung verbuschten die Flächen und damit der Lebensraum für viele hochgradig gefährdete Arten der Halbtrockenrasen zusehends. Im Februar 2019 fand im Gemeindegebiet von Gnadendorf ein Pflegeeinsatz mit über 60 Freiwilligen statt.

 

Starkes Engagement für die größten Wachholder-Bestände der gesamten Republik Österreich.

Obstarten und -sorten erhalten. Im Ötschergebiet/Naturpark Ötscher-Tormäuer (Gemeinden Annaberg, Mitterbach, Gaming, St. Anton an der Jeßnitz und Puchenstuben) wurden – in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur – an 29 Standorten 452 Obstbäume erhoben und bestimmt. Es wurden Schnitt- und Veredelungskurse angeboten sowie Know-how zur richtigen Pflege der Obstbäume an die interessierte Bevölkerung weitergegeben. Jahr für Jahr finden auch die Obstpresstage im Naturpark statt – so soll das eigene Obst wieder mehr Wertigkeit bekommen und die Bäume sollen nachhaltig geschützt werden. Beim Aktionstag Hochlagenobst stehen die alten Sorten ebenfalls im Fokus. Zur Sortenerhaltung wurde ein eigener Reisergarten – eine landwirtschaftliche Anlage zur Kultivierung von Mutterpflanzen diverser Obstbäume – angelegt, in dem 50 regionstypische Sorten zur Reiservermehrung herangezogen werden.  

Naturvermittlung. In den Heißländen – das sind Flächen, die im Natura 2000-Gebiet „NÖ Alpenvorlandflüsse“ vorkommen – gibt es sehr seltene Magerrasenstandorte. Um die artenreichen Lebensräume zu erhalten, wurde von der Gemeinde Euratsfeld auf Bewusstseinsbildung gesetzt: Am Programm standen Exkursionen für die Bevölkerung und Schulprojekte. Es sollte jede/r SchülerIn einmal in der Schullaufbahn das Europaschutzgebiet vor der Haustüre kennenlernen – und zwar unter Anleitung der Expertin und Biologin MMag.a Heidemarie Moser-Sturm und des Erlebnispädagogen Martin Sturm. So wurden die Lebensräume „Magerrasen und Auwald“ in der Doislau und im Zauchbachtal erforscht.  

Erkundung der Glaubersalzsteppe. Der Verein Lebensraum Land um Laa hat mit PartnerInnen den Lebensraum Salzwiesen in Zwingendorf in den Fokus gerückt. Sie gehören zu den seltensten Lebensräumen in Österreich – deshalb wurden die Zwingendorfer Glaubersalzböden auch zum Naturschutzgebiet erklärt. Hier gibt es besonders seltene, salzliebende und -tolerante Tier- und Pflanzenarten. Durch ein Schulprojekt wurde den Schülerinnen und Schülern der Region Land um Laa die Schönheit und vor allem auch die Besonderheit des Naturjuwels nähergebracht und erklärt, warum es so schützenswert ist.  

Feuchtwiese erhalten. Die Marktgemeinde Rabensburg im Norden der March-Thaya-Auen setzt sich mit verschiedenen Aktivitäten für den Erhalt der bedrohten Feuchtwiesen ein. Es gibt vielfältige Naturschutzmaßnahmen – die Renaturierung des Kleinen Mühlteichs, Vertiefung von Sutten und Kopfweidenpflege und auch Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit für alle Altersgruppen fallen darunter. Denn um langfristig eine Chance zu haben, muss die Bevölkerung sich mit dem Gebiet identifizieren. Daher wird vor allem auf die Naturvermittlung im Projekt sehr viel Wert gelegt, was auch die Jury überzeugte.  

Kleinwaldbewirtschaftung. Die „Region Elsbeere Wienerwald“ ist geprägt durch viele KleinwaldbesitzerInnen, die teilweise keinen direkten Zugang zur Land- und Forstwirtschaft mehr haben. Sie haben durch das Projekt „Ökologische Kleinwaldbewirtschaftung“ die Möglichkeit, durch gezielte, ökologisch orientierte Waldbaukonzepte naturnahe Waldstrukturen zu initiieren sowie die Biodiversität und Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu erhöhen. Derzeit sind ca. 60 ha Projektwald in Betreuung. 20 – 25 WaldbesitzerInnen erhalten damit kostenlose Know-how-Vermittlung und können nach Projektende eigenständig erfolgreich weitermachen.

 

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